Tom Nyman ist Vorstandsvorsitzender von Netigate und spricht mit uns über die aktuelle Arbeitssituation und das Geschäft während der Corona-Krise. Er war diese Woche zu Gast beim schwedischen Podcast #KommuniceraMERA von Sophie Hedestad, Chief Marketing Officer bei Netigate.

Tom hat bereits Erfahrungen mit früheren wirtschaftlichen Krisen gesammelt und wird hier einige Tipps zum Umgang mit diesen teilen. Er erläutert zudem seine Meinung zum schwedischen Wirtschaftsmogul Jan Stenbeck. Lesen Sie das Interview in voller Länge:

 

Tom Nyman

 

Tom Nyman, erzählen Sie uns etwas über sich selbst!

Ich bin Partner und Vorstandsvorsitzender bei Netigate. Seit vielen Jahren bin ich im Bereich Finanzen und Geschäftsentwicklung tägig. In der Vergangenheit war ich zudem Teil der Stenbeck- sowie der Douglas-Group. Meine Erfahrung reicht vom Management bis hin zu verschiedenen Vorstandsmitgliedschaften. Um es auf den Punkt zu bringen: ich bin Geschäftsmann, Unternehmer und Investor.

 

Sie haben bereits Erfahrungen mit verschiedenen früheren Krisen gemacht, wie der Dotcom-Blase und der Finanzkrise, richtig?

Nun, es gab natürlich auch einige Krisen auf persönlicher Ebene. Aber wenn wir bei den geschäftlichen bleiben, hat Schweden in den Jahren 1981-1982 eine größere Krise erlebt – es war kurz vor der so genannten Hyperinflation. Dann hatten wir eine große Immobilienkrise Anfang der 90er Jahre, die teilweise auf den Krieg im Irak und im Iran zurückzuführen war. Die Zinssätze stiegen irgendwann um 500 Prozent in die Höhe, das war schwerwiegend. Um 2000 hatten wir die Dotcom-Blase in Kombination mit 9/11 uns dann kam 2008 die Finanzkrise. Man kann also schon sagen, dass ich auf geschäftlicher Ebene einige Krisen miterlebt habe. Aktuell sind wir mit der Corona-Krise konfrontiert, die wahrscheinlich sehr schwerwiegend sein wird.

 

Welche Erkenntnisse haben sie aus diesen früheren Krisen gewinnen können?

Es gibt natürlich einige allgemeine Erkenntnisse, die wir auf die Corona-Epidemie übertragen können. Ich glaube, dass wir in dieser Krise sehr schnell handeln müssen. Wenn Sie zum Beispiel Kosten senken müssen, muss dies schnell geschehen, oder Sie müssen Ihr Geschäftsmodell überdenken. Schnell sein ist sehr wichtig, um eine Krise zu überstehen. Sie müssen beispielsweise Ihren Managementstil während einer Krise anpassen und konkrete Entscheidungen treffen, statt zu viel zu planen. Das wäre eine allgemeine Erkenntnis. Aber alle Krisen haben sicherlich eine gewisse Besonderheit. Die Dotcom-Blase betraf vor allem die Technologieunternehmen, während die übrige Wirtschaft so weitermachte, wie bisher. Die Finanzkrise von 2008 war hauptsächlich eine Bankenkrise, die in einigen Märkten den Immobilienmarkt betroffen hat. In diesem Sinne waren die Krisen recht unterschiedlich, während Corona weltweit alle Sektoren betrifft.

 

Sie haben schnelles Handeln erwähnt. Es erfordert sicherlich viel Mut, schnell zu handeln, um keine voreiligen Schlüsse zu ziehen?

Da ist etwas dran. Aber ich glaube, dass man in einer Krise sehr agil sein muss, um diese zu überstehen. Es ist beispielsweise sehr leicht, lange zu warten, um Kosten zu senken. Ein häufiger Fehler ist es dann, damit ein bisschen zu vorsichtig zu sein. Wenn man dann einmal eine Einsparung macht, kratzt man nur an der Oberfläche. Die Folge davon ist, dass man dann eine weitere Runde von Einsparungen machen muss, dann noch eine weitere und so weiter. Das ist für die Mitarbeiter äußerst demotivierend. Es schadet der Moral des Unternehmens in hohem Maße. Wenn die Situation eine Kostensenkungsmaßnahme rechtfertigt, versuchen Sie immer, zunächst eine größere Einsparungsmaßnahme durchzuführen, sozusagen den gordischen Knoten zu durchschneiden. Dann ist das hoffentlich alles. Ich denke, das sollte man sich unbedingt vor Augen halten. Also Mut und Schnelligkeit. Es ist besser sehr schnell zu handeln, bevor es zu spät ist.

 

Gilt das auch für diese Corona-Krise? Was würden Sie anderen Geschäftsführern und Unternehmern, jetzt in der Anfangsphase, raten?

Das hängt davon ab, in welcher Branche man tätig ist. Das Besondere an der Corona-Krise ist, dass sie uns leider mehr an die Krise in den 30er Jahren erinnert. Erstens haben wir eine Krise der Lieferketten, da China seine Grenzen geschlossen hat, dann gibt es eine Nachfragekrise, da sich ein mehr oder weniger großer Teil der Welt in einem Lockdown befindet. Daraus folgt, dass wir keine Nachfrage in der Wirtschaft haben und das ist sehr beunruhigend. Ich hoffe wirklich, dass dies nicht zu einer Wirtschaftskrise führen wird, aber das Risiko dafür ist hoch. Wir sehen jetzt schon täglich Ankündigung von Massenentlassungen und Personalabbau bei einer Reihe von Unternehmen. Das ist leider das, was wir jetzt tun können, um die Kosten zu kontrollieren.

In bestimmten Branchen ist die Nachfrage stark gesunken, unter anderem in der Luftfahrt und im Hotel- und Gaststättengewerbe. Diese Branchen können aktuell konkret nichts anderes tun, als zu versuchen, die Kosten zu kontrollieren. Aber Krisenzeiten bringen auch innovative, erfolgreiche Unternehmen hervor. Kreativität, Energie und Innovation entstehen aus diesen Situationen. Also müssen wir versuchen, die kleinen positiven Seiten in dieser dunklen Zeit zu sehen. Man muss schnell sein und sich anpassen.

 

Inwiefern erinnert Sie die Corona-Krise an die von Krise 1929?

Wir haben eine Situation, in der die gesamte Gesellschaft zusammenbricht, und das ist einmalig. Es ist aber nicht mehr ganz so wie in den 30er Jahren, wenn wir uns den Punkt anschauen, an dem wir heute stehen. Die Bankenkrise im Jahr 2008 wurde weitgehend durch eine starke Zunahme der weltweiten Verschuldung überwunden. Ein Großteil der „Munition“ zur Bekämpfung dieses Problems ist also bereits erschöpft. Wir haben jetzt wieder eine Phase mit sehr niedrigen Zinsen und eine sehr hohe Verschuldung. Wir hatten aber auch einen Handelskrieg in den 1930er Jahren. Es gibt also definitiv einige Gemeinsamkeiten.

Es ist sehr beunruhigend, aber wir haben jetzt einen günstigen Zeitpunkt für politisches Handeln. Wenn wir das nicht tun, werden wir Massenarbeitslosigkeit und Konkurse haben. Man geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote auf 20 Prozent steigen wird. Das ist ein großer Grund zur Sorge, ja sogar gefährlich für die Gesellschaft als Ganzes. Ich will nicht allzu pessimistisch sein, aber es ist besorgniserregend. Natürlich gibt es auch Chancen in Krisenzeiten wie jetzt, dennoch muss diese Entwicklung gestoppt werden.

 

Was würden Sie dem schwedischen Premierminister Stefan Löfvén raten? Welche Maßnahmen sollten Politiker jetzt umsetzen?

Ich glaube, dass das erste Paket an Unterstützungsmaßnahmen, das die Politik in Schweden angekündigt hat, gut und hilfreich ist. Es hilft vor allem den größeren Unternehmen. Jetzt müssen sie Maßnahmen ergreifen, um den kleinen und mittleren Unternehmen zu helfen. Ich denke, sie müssen den Unternehmen eine zwei- oder dreimonatige Frist einräumen. Ideal wäre es, wenn die Politik kleinere Unternehmen bei Gehältern oder Steuern für diese Zeit unterstützen könnte.

Hoffentlich werden wir irgendwann im Mai oder Juni den Höhepunkt der Virusausbreitung beobachten. Danach können wir beginnen, zur Normalität zurückzukehren. Im Moment ist das sicherlich eine Hoffnung, es könnte sich aber auch anders entwickeln. Deshalb brauchen wir eine Art Gnadenfrist, in der sich die Gesellschaft engagiert. Nehmen wir an, dass es den Staat 30 Milliarden schwedische Kronen (ca. 3 Milliarden Euro) für drei Monate kosten würde, die Lohnkosten für kleine und mittlere Unternehmen zu übernehmen – sicher, das ist eine enorme Summe – aber wenn wir das Gesamtbild betrachten, riskieren wir die Vernichtung einer ganzen Generation, mit Arbeitslosigkeit und dem darauffolgenden erhöhten Kriminalitätsrisiko.

 

Wir haben über schnelles Handeln und Kostensenkungen gesprochen. Wie sieht es mit der Kommunikation mit den Mitarbeitern aus? Wie sollte die Kommunikation mit denjenigen, die noch beschäftigt sind, am besten gestaltet werden, insbesondere wenn man Kosten senken und Mitarbeiter entlassen muss?

Man muss seine Maßnahmen sehr klar kommunizieren. Und man muss mit denjenigen, die leider gehen müssen, empathisch umgehen. Man muss die Betroffenen mit größtmöglicher Wertschätzung behandeln. Es ist nicht leicht, in diesen Zeiten in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Es kann schwierig sein, sich auf die Arbeitssuche zu begeben und eine neue Beschäftigung zu bekommen.

Wenn Sie Kosten senken müssen, dann tun Sie es richtig. Seien Sie am Anfang lieber etwas konkreter, damit Sie nicht wieder von vorne anfangen und es noch einmal tun müssen. Das wird auch ein gewisses Gefühl der Sicherheit für diejenigen schaffen, die weiterhin beschäftigt bleiben. Man muss offen und klar kommunizieren und so ehrlich wie möglich sein.

Im Idealfall erklären sie Ihren Mitarbeitern, wie es für das Unternehmen weitergeht und das Sie ein Produkt haben, an das Sie glauben. Wenn man diese dunkle Periode überwindet, dann gibt es ein Licht am Ende des Tunnels. Also ist eine Kombination aus Ernsthaftigkeit, Offenheit, aber auch eine Art von Hoffnung durchaus hilfreich.

 

Viele Arbeitnehmer arbeiten derzeit im Home-Office. Welche Kanäle sollten genutzt werden, um mit denjenigen, die von zu Hause aus arbeiten, zu kommunizieren?

Sie können verschiedene Arten von Tools und Technologien von Microsoft und ähnliche Produkte verwenden. Auch Netigate ist dafür geeignet. Es ist wichtig, eine Technologie zu verwenden, bei der man sich gegenseitig sehen kann und im regulären Austausch miteinander steht. Die Mitarbeiter sollten nicht das Gefühl haben, ganz auf sich allein gestellt zu sein. Aber auch eine gewisse Eigendisziplin ist erforderlich. Natürlich müssen wir uns auf die Eigenmotivation der Mitarbeiter verlassen, darauf, dass es einen guten Teamspirit gibt. Also ist es eine Kombination von beidem. Man kann nicht auf Mikromanagement zurückgreifen, der kontinuierliche Kontakt muss natürlich auch individuell motiviert sein.

 

Es stellt für manche Mitarbeiter eine Herausforderung dar, allein von zu Hause aus zu arbeiten, ohne persönlichen Kontakt zu ihren Kollegen…

Natürlich, das tut es. Es ist eine besondere Situation. Ich glaube nicht, dass wir das jemals zuvor auf diese Weise erlebt haben. Für viele von uns ist es eine ganz neue Art zu arbeiten. Wir werden sehen, wie lange es dauert. Aktuell diskutiert man über eine ganzheitliche Ausgangssperre in Stockholm, das wäre auch eine zusätzliche Herausforderung.

Es gibt ein paar positive Aspekte der aktuellen Situation, gerade in Bezug auf Nachhaltigkeit, Umwelt und die Tatsache, dass wir tatsächlich die Technologie haben, damit Menschen in Bürotätigkeiten weiterarbeiten können.

 

Kommen wir zu einem etwas anderen Thema. Sie haben mit dem bekannten Wirtschaftsmogul Jan Stenbeck zusammengearbeitet, wie war Ihre Beziehung?

Nun, er war ein fantastischer, ganz besonderer Mensch. Sehr intelligent, sehr engagiert und ein Visionär. Ich war zu dieser Zeit als Business Controller, CFP und CEO bei einer seiner Tochtergesellschaften tätig. Von Zeit zu Zeit hatte ich also persönlichen Kontakt zu ihm. Er forderte viel von seinen Mitarbeitern, war sehr taff und äußerst kompetent.

 

Was würde Stenbeck während der Corona-Krise tun?

Er hatte enormen Mut und hätte wahrscheinlich sehr schnell gehandelt. Er war auch ein Visionär und arbeitete auf das große Ganze hin. Er glaubte an die Dinge, die er tat und handelte langfristig. Wenn man eines von ihm lernen kann, dann, dass man an seine Branche und an sein Unternehmen glauben und dabei langfristig handeln muss. Man wird eine Krise durchstehen und es gibt großartige Möglichkeiten, auf denen man aufbauen kann. Er war ein Mensch, der hart gearbeitet und viel in Unternehmen investiert hat. Sicher, er hat auch Kosten gesenkt, aber er hat auch gleichzeitig viel investiert.

 

Was Netigate betrifft, so erwähnten Sie die Plattform als geeignetes Tool für Personen, die von zu Hause aus arbeiten. Können Sie das noch weiter ausführen?

Ja, natürlich. Unser Produkt richtet sich in erster Linie an die Kundenbetreuung und die Mitarbeiter im Hinblick auf Follow-Ups und Feedback. Aber es kann auch ein gutes Instrument für das Krisenmanagement in Ihrem Unternehmen, jetzt während der Corona- Krise, sein. Wer von den Mitarbeitern ist krank, wer arbeitet weiterhin? Sie können regelmäßige Follow-Ups durchführen und Informationen darüber sammeln, ob die Mitarbeiter alle für ihre Arbeit erforderlichen Tools haben. Gibt es etwas, das Sie als Unternehmen jetzt verbessern müssen? Holen Sie sich Feedback von Ihren Mitarbeitern ein. Netigate ist definitiv ein Produkt, das für Krisenkommunikation eingesetzt werden kann. Um die Art und Weise zu verbessern, wie von zu Hause aus gearbeitet wird und, um Problembereiche während der Krise zu identifizieren.

 

Netigate führte im März eine Panel-Studie zur Arbeitssituation während der Corona-Krise durch. Diese Befragung zeigt, dass die Personen, die von zu Hause aus arbeiten, angaben konzentrieren arbeiten zu können. Sie hat aber auch gezeigt, dass sie weniger optimistisch in die Zukunft blicken als diejenigen, die noch im Büro arbeiten. Wie denken Sie darüber?

Ich persönlich glaube an einen Führungsstil, bei dem man nah an den Menschen ist und sich im stetigen persönlichen Austausch mit ihnen befindet. Ich denke, es ist wichtig für Mitarbeiter, wahrgenommen zu werden und das Gefühl zu haben, dass man sie wirklich braucht. Es ist entscheidend, unmittelbar positives oder konstruktives Feedback zu erhalten. Das ist sicherlich schwieriger, wenn Mitarbeiter aus dem Home-Office arbeiten, denn Gespräche finden dann stattdessen häufig am Telefon statt, wo man sich nicht sehen kann.

Diese Erkenntnisse aus der Panel-Befragung stellen eine größere Anforderung an uns als Führungskräfte, aber auch an die Tools, die wir einsetzen. Setzen wir die richtigen Instrumente ein, um das persönliche Treffen zu kompensieren? Damit sind wir weit gekommen, aber es legt die Messlatte für uns alle höher. Das physische Treffen ist wichtig, denn wir sehen im Feedback der Angestellten, dass ein Teil der Motivation durch die Arbeit von zu Hause aus verloren geht. Dies ist jedoch eine notwendige Entwicklung, sowohl im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung, in der Art und Weise wie wir arbeiten sowie unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Die aktuelle Situation wirkt sich zumindest positiv auf die Umwelt aus. Diese arbeitstechnische Richtung weiter zu verfolgen ist richtig und wir müssen diese Entwicklungen genau beobachten.

 

Die Fluggesellschaften haben ihre Aktivitäten stark eingeschränkt. Unser Konsumverhalten ist nicht mehr auf die gleiche Art und Weise möglich wie noch vor wenigen Wochen. Was denken Sie darüber?

Das ist etwas, das uns von einem Tag auf den anderen getroffen hat. Wichtig ist, dass wir uns sagen, dass wir es schaffen werden, und das bringt uns dazu, die anderen Dinge im Leben zu schätzen, auf die es ankommt. Die Gesundheit und das Wohlbefinden sind von größter Bedeutung. Wichtig ist, dass wir alle gesund bleiben, dass wir sicher sind und auch die Lebensmittelversorgung gesichert ist, das ist im Moment die Hauptsache. Vielleicht können wir alle lernen, in Zukunft etwas bescheidener zu sein.

Wenn wir den Höhepunkt der Krise überwunden haben und das Schlimmste vorbei ist, werden sich meiner Meinung nach natürlich die positiven Dinge noch deutlicher zeigen. Zum Beispiel der Aspekt der Nachhaltigkeit und, dass wir uns an diese neue Art zu arbeiten gewöhnen. Aber gerade jetzt, am Ausgangspunkt dieser Krise, haben die Menschen das Gefühl, dass es insgesamt schwer ist und sein wird.

 

Um das Thema Corona weiter zu vertiefen: Gibt es Unternehmen, die ihre Ankündigungen optimal kommunizieren konnten?

Zum Beispiel das Unternehmen SAS (Scandinavian Airlines). Der CEO des Unternehmens hat bei der Pressekonferenz einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Er war sehr klar in seiner Kommunikation und hat die aktuellen Umstände sehr offen angesprochen – in Kombination mit einem Gefühl der Hoffnung. Er sprach positiv über seine Mitarbeiter, die leider entlassen wurden, und dass er der erste sein würde, der sie nach der Krise wiedereinstellen würde.

Danach haben das Unternehmen SAS und der Investor gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium die Entscheidung getroffen, das Flugpersonal kurzfristig umzuschulen, damit es in der Gesundheitsbranche mithelfen kann. Ich denke, das ist in diesen Zeiten eine wirklich schöne Initiative. Sie ist ein hervorragendes Beispiel für gute Kommunikation, vor allem die Möglichkeit, den Menschen zu helfen, ihre Fähigkeiten neu auszurichten, um der wachsenden Nachfrage nach Gesundheitspersonal gerecht zu werden. Das ist in diesen Zeiten äußerst wichtig.

 

Große Unternehmen sind häufig eher dafür bekannt, manchmal etwas zu lange in der Planungsphase zu verharren und dafür zu langsam in die Umsetzung zu gehen…

Bei SAS ging es sehr schnell. Wir sprechen von Tagen, in denen sie diese Entscheidung getroffen und die Mitteilung veröffentlicht wurde. Das ist also ein gutes Beispiel dafür, dass große Unternehmen während einer Krise schnell handeln. Es ist beeindruckend und kann ein Vorbild für kleinere Unternehmen sein.

 

Wenn Sie versuchen würden, die Zukunft vorherzusagen, wie sehen wir dann die Entwicklung der Corona-Krise?

Ich hoffe, dass wir eine richtige Wirtschaftskrise vermeiden können. Wenn eine Wirtschaftskrise kommt, dann kann es wirklich unangenehm werden. In den 30er Jahren waren wir natürlich nicht dabei, aber ich habe mich über das Thema im Großen und Ganzen informiert. Es gab viele schreckliche Folgen mit Massenarbeitslosigkeit und einer Welle von Konkursen. Ich hoffe wirklich, dass die Corona-Krise nicht dazu führen wird.

Im besten Fall wird es noch ein halbes Jahr dauern, bis das Schlimmste überstanden ist, aber das ist derzeit sehr ungewiss. Die Situation ändert sich fast von Tag zu Tag. Im Moment erleben wir etwa eine starke Zunahme von Corona-Fällen in den USA und auch große Entlassungswellen. China hat die Grenzen geschlossen und China steht heute für etwa 50% des globalen Wachstums. Dann haben wir Europa mit all seinen Herausforderungen, die bereits vor der Corona-Krise bestanden. Ich denke dabei an Italien, Griechenland, an den Brexit und auch an Deutschland, das stark vom Export abhängig ist.

Jetzt kommt noch die Corona-Epidemie hinzu. Ich hoffe, dass wir nach einem harten Jahr und mit Unterstützung der Zentralbanken und Regierungen die Wirtschaft zumindest im Herbst wieder in Gang bringen können. Das ist zumindest ein vernünftiges Szenario. Natürlich gibt es auch andere Szenarien, aber ich hoffe auf und glaube an dieses.

 

Welche Kanäle verfolgen Sie als eifriger Leser?

Ich schaue eigentlich eine Menge YouTube. Ich verfolge den Kanal von George Friedman, einem der prominentesten Geopolitiker der Welt. Nicht zu vergessen ist Nouriel Roubini, ein weltweit bekannter Wirtschaftswissenschaftler. Er hat die Krise im Jahr 2008 vorausgesagt und hat diese tatsächlich schon relativ früh und präzise analysieren können. Bereits im letzten Jahr sagte er, dass 2020 eine erneute Krise ausbrechen könnte. Obwohl er natürlich nicht vorhersehen konnte, dass die Ausbreitung des Coronavirus die Krise auslösen würde.

Abgesehen davon gibt es eine Reihe anderer interessanter kluger Menschen, denen ich folge. Es ist also eine Kombination aus einer Menge YouTube, Büchern und Zeitschriften. Ich lese gerne eine Mischung aus Fiktion und Fakten. Das letzte Buch, das ich gelesen habe, war das Amazonas-Buch über Jeff Bezos, eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

 

Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie?

Ich lese hauptsächlich Online-Zeitungen. Auf Reisen gibt es viele Wirtschaftszeitungen, aber im Moment fliege ich nicht. Ansonsten sind es vor allem die schwedischen Zeitschriften Dagens Industri, die Abendzeitungen in gewissem Umfang und das Svenska Dagbladet. Ich lese auch eine Menge amerikanischer oder englischsprachiger Zeitungen, meist online.

Ich muss sagen, dass ich eine Menge YouTube schaue, weil man dort so viele verschiedene Themen breit verfolgen kann. Ein Beispiel dafür ist Chris Martenson in den USA, der seit über 55 Tagen über die Corona-Krise berichtet. Er hat damals ein Bild von Wuhan gepostet und sagte schon da, dass eine schwere Krise auf uns zukommen würde. Zu diesem Zeitpunkt habe ich das noch nicht ganz geglaubt. Aber er hatte von Anfang an Recht. Er aktualisiert seinen Kanal täglich und ich empfehle, ihm zu folgen. Sein Unternehmen heißt Pete Prosperity. Seine Recherchen sind immer sehr genau und präzise, sowohl in Bezug auf die Verbreitung des Coronavirus, aber vor allem in Bezug auf die wirtschaftliche Situation.

 

Bevor wir zum Schluss kommen: Wie können Leser mit Ihnen in Kontakt kommen?

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