Ältere Mitarbeiter sind wichtig für jedes Unternehmen: Sie bringen Erfahrungen ein und reagieren in Krisen oft besonnener. Umso besser, wenn sie mit Engagement und Motivation agieren. Ältere Mitarbeiter motivieren ist einfacher, als es erscheinen mag. Es braucht Wertschätzung und Einfühlungsvermögen, aber vor allem auch konstantes Feedback.

Kennen Sie die Bilder von Angestellten, die in ihrem Wandkalender die noch verbleibenden Tage – oder gar Jahre – bis zur Rente ankreuzen? Fast wie Gefangene, die die letzten Tage in Haft abzählen.  Ein merkwürdiger Vergleich: Empfinden wirklich so viele Menschen die Arbeit als „Gefängnis“, dem man nur mit dem Haftentlassungsgrund „Rente“ glimpflich entkommen kann?

Die bedrückende Antwort ist leider: Ja. Und das hat Konsequenzen: Für die Menschen selbst, aber auch für die Unternehmen und deren Kunden.

Fühlen sich Menschen in ihrem Job nicht anerkannt, ist ihre Zufriedenheit gering, so gehen sie in die innere Kündigung – oder sehen in der Rente das „gelobte Land“.

Abzählen der Kalendertage. Ältere Arbeitnehmer motivieren ist aber etwas anderes!
Tage abzählen bis zur Rente? Lieber nicht! In der Motivation älterer Arbeitnehmer liegt der Schlüssel.

Das muss und soll aber nicht sein. Aus guten Gründen ist es heute wichtiger denn je, ältere Mitarbeiter zu motivieren: In Zeiten des Fachkräftemangels rücken schließlich immer weniger junge Menschen nach. Und zudem verfügen die erfahrenen, älteren Mitarbeiter über Tugenden, die ungeheuer wichtig sind: Empathie, Gelassenheit und einen riesigen „weichen“ Erfahrungsschatz, um auch in kritischen Situationen richtig zu reagieren.

In diesem Blogbeitrag:

    Die Lebensbedingungen werden besser. Gilt dies auch für die Arbeitsbedingungen?

    Im Grunde sind die derzeitigen Rahmenbedingungen positiv für alle von uns. Allgemein ist die durchschnittliche Lebenserwartung in fast allen Ländern der Welt gestiegen. Und nicht nur das: Wir werden unser Alter mit größerer Wahrscheinlichkeit auch „fitter“ und zugewandter betreiben können.

    Doch das gilt auch für die Jahre vor der Rente: Technologischer und gesellschaftlicher Fortschritt macht das Leben zunehmend lebenswert. Viele Menschen engagieren sich in ihrer Freizeit in Initiativen und karitativen Einrichtungen, fokussieren sich stärker auf die Familie und Freunde – denn auch hybride und flexiblere Arbeitszeitmodelle, dazu steigender Wohlstand machen’s möglich.

    Diese positive Entwicklung scheint sich aber nicht unbedingt in der Arbeitswelt widerzuspiegeln. „Ageismus“, also „Altersdiskriminierung“ ist ein weit verbreitetes Phänomen. Diverse Studien zeigen, dass sich ältere Arbeitnehmer im Job häufig nicht (mehr) wertgeschätzt fühlen.

    Dabei liegt in älteren Arbeitnehmern eine enorme Ressource für die Unternehmen:

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    Definition: Wer ist eigentlich „älterer“ Arbeitnehmer?

    Immer wieder sprechen wir von „älteren“ Arbeitnehmern – doch in der Realität ist eine Definition dieses Begriffs unmöglich. Oft werden Arbeitnehmer kurz vor Renteneintritt (also über 60 Jahre) in diese Gruppe gezählt; wenn es aber um Bewerbungen oder Recruiting gilt, geraten häufig schon Über-50-Jährige in diese Gruppe.

    Sicher ist: Gemäß der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gibt es die Tendenz, dass die Grenze als „Älterer“ in immer jüngeren Jahren gezogen wird. Was eigentlich widersprüchlich ist – denn immer größere Teile der Gesellschaft „altern“ und nehmen daher einen größeren Raum ein.

    Warum ältere Arbeitnehmer wertvoll sind

    Doch egal, ob über 50 oder über 60: Mit zunehmender Berufserfahrung bauen sich die erfahrenen (älteren) Arbeitnehmer einige Pluspunkte auf. Erfahrungsschatz, Gelassenheit, Resilienz: Es gibt viele Gründe und Eigenschaften, warum ältere Arbeitnehmer für Unternehmen von Bedeutung sind. Und das gilt insbesondere für motivierte ältere Mitarbeiter!

    Und auch abgesehen von individuellen Eigenschaften sprechen die Zahlen für sich:

    • Ältere Arbeitnehmer sind treu. Sie bleiben ihrem Arbeitgeber über längere Zeit erhalten, und bieten damit ein hohes Maß an Verlässlichkeit.
    • Technologisch gesehen sind die älteren Mitarbeiter (z.B. aus der Babyboomer-Generation) längst auf dem höchsten Stand. Das immer noch weit verbreitete Bild von „digitalen Anfängern“ ist Geschichte, wie auch eine Studie von Deloitte beweist.
    • Allein durch die demografische Entwicklung werden die Alterskohorten in Unternehmen durchmischter – was auch ein positives Beispiel für Diversität ist (Quelle: McKinsey).

    Ältere Mitarbeiter motivieren: Das sind die Ansatzpunkte

    Demografisch gesehen haben fast alle Gesellschaften Europas derzeit das Problem, dass mehr Menschen in Rente gehen als von der jüngeren Generation nachrücken. Das Resultat sind Phänomene wie ein sich verschärfender Fachkräftemangel bzw. Führungskräftemangel.

    Wollen Unternehmen weiterhin produktiv bleiben, gilt es, auch ältere Arbeitnehmer länger arbeiten zu lassen. Dies soll aber nicht über ein „Absitzen“ der (nun verlängerten) Arbeitszeit erfolgen, sondern mit Freude und Engagement.

    Einige Maßnahmen, um ältere Mitarbeiter zu motivieren:

    Berufliche Weiterentwicklung älterer Arbeitnehmer

    Je näher die Rente rückt, desto weniger wichtig werden für die meisten Mitarbeitenden die „klassischen Karrierepfade“ wie zum Beispiel Beförderungen oder Versetzungen. Dennoch bleibt das Thema „berufliche Weiterentwicklung“ für die Motivation älterer Arbeitnehmer sehr relevant. Identifizieren Sie gemeinsam mit den Arbeitnehmenden mögliche Projekte, die herausfordernd sind – und in denen die Kollegen vor allem ihren Erfahrungsschatz ausspielen können. Spannend sind zum Beispiel auch bewusst aufgesetzte generationsübergreifende Entwicklungsprojekte, in denen verschiedene Erfahrungstypen sich ergänzen können. Geben Sie älteren Kollegen auch die Möglichkeit, ihr Wissen an jüngere Mitarbeiter weiterzugeben und Mentor zu sein.

    Flexiblere Arbeitsbedingungen für ältere Arbeitnehmer

    Bieten Sie älteren Arbeitnehmern flexible Arbeitszeiten, Teilzeitoptionen oder die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Dies kann dazu beitragen, dass ältere Arbeitnehmer ihre Arbeit besser mit anderen Verpflichtungen, wie z.B. Familienpflege, in Einklang bringen können. Denn mittlerweile ist es so, dass die „heißen Phasen“ des Lebens im Alter nicht enden: Ältere Menschen übernehmen mehr und mehr Pflegetätigkeiten zuhause, oder springen bei ihren Enkelkindern bei Betreuungsengpässen ein. Und: Sie fordern diese „Quality Time“ für ihre Work-Life-Balance ein.

    Gesundheitsförderung

    Bieten Sie älteren Arbeitnehmern Gesundheitsprogramme oder Gesundheitschecks an, um ihre körperliche und geistige Gesundheit zu fördern und sicherzustellen, dass sie in der Lage sind, ihre Arbeit effektiv zu erledigen.

    Work-Life-Balance auch für ältere Mitarbeiter

    Stellen Sie sicher, dass ältere Arbeitnehmer ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit haben. Übermäßige Arbeitsbelastung oder Stress kann dazu führen, dass ältere Arbeitnehmer sich ausgebrannt fühlen und sich nach dem Ruhestand sehnen.

    Anerkennung und Wertschätzung

    Zeigen Sie Wertschätzung für die Leistungen älterer Arbeitnehmer und feiern Sie ihre Erfolge. Eine einfache Wertschätzung wie ein Dankeschön oder eine öffentliche Anerkennung kann bereits dazu beitragen, dass sich ältere Arbeitnehmer geschätzt und motiviert fühlen.

    Ältere Mitarbeiter motivieren: Feedback ist der Schlüssel

    Alle diese Punkte zeigen, dass die Ansatzpunkte zur Motivation älterer Arbeitnehmer vor allem in einer individuellen Wertschätzung und Interaktion bestehen – und dies drückt sich in regelmäßigem, respektvollem und persönlichem Feedback aus. Es kommt auf den Einzelfall an. Genau wie in jeder anderen Altersgruppe gilt aber auch bei älteren Arbeitnehmern: Stimmen intrinsische Motivation und die äußeren Rahmenbedingungen überein, so profitieren Sie als Unternehmen von einem hohen Mitarbeiterengagement.

    Mitarbeiterengagement entwickelt sich dabei zur Schlüsselgröße für die Unternehmensentwicklung. Unternehmen mit engagierten Mitarbeitern weisen höhere Wachstumsraten und geringere Mitarbeiterfluktuation auf. Es gilt also, bei älteren Mitarbeitern wie auch bei allen anderen Altersklassen, mit der Steigerung der Motivation auch das Mitarbeiterengagement zu verbessern.

    Steigern des Engagements älterer Mitarbeiter mit Feedback-Kennzahlen

    Gemäß dem aktuellen Netigate Employee Engagement Benchmark-Report sind lediglich 13% der Angestellten in Deutschland „hoch engagiert“. Das heißt: Hier besteht noch ein erhebliches Potenzial in unseren Unternehmen und Arbeitsstätten.

    Das Steigern des Mitarbeiterengagements ist keine triviale Aufgabe. Und es ist auch nicht als einzelnes Projekt, sondern als kontinuierliche, teils auch kulturelle Leistung im gesamten Unternehmen zu sehen.

    Der erste Schritt ist dabei die Einführung von messbaren Kennzahlen, so dass Personalabteilungen und Teamleiter auch über relevante KPIs verfügen, anhand derer sie ihre Maßnahmen beurteilen können. Als sehr brauchbarer „Einstieg“ in die Mitarbeiterengagements-Messung hat sich dabei der Employee Net Promoter Score (eNPS) erwiesen, der sich z.B. mithilfe einer eNPS Software messen lässt.

    Mit der Durchführung von regelmäßigen und gelegentlichen (Pulse) Mitarbeiterumfragen können Einblicke und Ideen über den Stand und die Verbesserung der Employee Experience im Unternehmen gesammelt werden.

    Dabei gibt es immer 4 Dimensionen zu beachten, die für die Steigerung des Mitarbeiterengagements von Arbeitnehmenden von Bedeutung sind: Direkte Vorgesetzte, Teams, die eigene Tätigkeit und das gesamte Unternehmen.


    Werfen Sie einen Blick auf die Mitarbeiterengagement-Plattform Netigate EX!


    Exkurs – Rentenproteste in Frankreich und Motivation älterer Mitarbeiter: Ein klarer Zusammenhang

    Lassen Sie uns zum Abschluss des Beitrags noch einen kleinen Exkurs nehmen. Denn den Zusammenhang zwischen „Renten-Sehnsucht“ und geringer Motivation können wir auch in unserem Nachbarland Frankreich sehen: Hier gehen Millionen Menschen auf die Straße, um gegen ein höheres Renten-Eintrittsalter zu demonstrieren. Die heftigen Proteste richten sich dabei „nur“ um die Erhöhung von 62 auf 64 Jahre – was im europäischen Vergleich immer noch recht niedrig ist.

    Die Rentenproteste in Frankreich haben vermutlich viele Gründe. Ein gewichtiger von ihnen ist jedoch auch die Wertschätzung am Arbeitsplatz. Verschiedene Studien und Wissenschaftler weisen hier auf einen bedeutsamen Zusammenhang hin: Gerade in Frankreich bewegt sich die generelle Zufriedenheit mit dem Job auf einem niedrigen Niveau:

    • Mehr als 20% der Arbeitnehmer*innen in Frankreich sind mit ihrer Erwerbsarbeit „unzufrieden“ oder gar „sehr unzufrieden“ – ein (negativer) Spitzenwert in der EU und weit über dem EU-Schnitt von 14% (Deutschland: 11%). Quelle: EWCS-Studie zur Arbeitsqualität
    • Nur 45% der Arbeitnehmer in Frankreich fühlen sich wertgeschätzt – in Deutschland oder anderen europäischen Ländern liegen diese Werte deutlich höher. Darauf wies der Soziologe Luc Rouban in der Süddeutschen Zeitung (Ausgabe vom 14.4.2023) hin.
    • 52% der französischen Arbeitnehmer fühlen sich laut ADP-Studie von ihrem Chef unverstanden – auch das ein Spitzenwert in Europa.

    Diese Zahlen zeigen auch auf der großen Skala: Macht Menschen die Arbeit Spaß und fühlen Wertschätzung, dann ändert sich etwas – und vor allem verliert die Rente ihren Status als „letzte Rettung“. Gewinnt Frustration überhand, dann wird das Thema „Spaß im Job“ schnell verbrannt.

    • Menschen gehen wieder gerne zur Arbeit – und arbeiten kreativer und „besser“
    • Unternehmen mit positiven Werten in ihrer Mitarbeitererfahrung („Employee Experience“) weisen höhere Wachstumsraten auf als ihre Wettbewerber
    • Es gibt nachweisliche Zusammenhänge zwischen einer verbesserten Customer Experience bei positiven Effekten auf Employee Experience.

    Fazit: Motivation älterer Mitarbeiter – eine Schlüsselaufgabe für Unternehmen

    Durch einen respektvollen und motivierenden Umgang miteinander lassen sich Menschen jeden Alters deutlich mehr für ihre Arbeit und Tätigkeit „begeistern“. Diese motivierten und wertgeschätzten Mitarbeiter bleiben länger im Unternehmen mit vielen positiven Effekten. Und nicht zuletzt kann der Kalender dann zum Planen von interessanten und sinnhaften Aktivitäten im Job genutzt werden – anstatt zum Abzählen der Tage bis zur Rente!